Pilzleder Workshop 1

In unserem Pilzleder Workshop 1 beschreiben wir, wie man aus Baumpilzen den Grundstoff für Pilzleder und Papier gewinnt. Wie dieser Grundstoff weiter verarbeitet wird, könnt ihr im Pilzleder Workshop 2 erfahren.

Der Aufbau von Baumpilzen

Pilzleder Workshop 1Ein Baumpilz besteht einerseits aus dem Myzel, dem unsichtbaren, fadenförmigen Geflecht, das den Baum durchzieht und Nährstoffe aufnimmt. Für die Herstellung von Pilzleder verwenden wir jedoch den Fruchtkörper. Das ist der sichtbaren Teil an der Baumoberfläche. Dieser Fruchtkörper selbst weist typischerweise eine harte Kruste, eine weiche, faserige Tramaschicht, und darunter liegende Röhrenschichten oder Lamellen auf. Der Fruchtkörper ist die Sporenkammer des Pilzes. Die Sporen werden freigesetzt und verbreiten sich, um neue Pilzorganismen zu bilden.
Grundsätzlich kann der ganze Fruchtkörper zur Herstellung von Pilzleder verwendet werden. Die beste Qualität erzielt man jedoch, wenn man nur die Tramaschicht verwendet.

Die Querschnitte durch verschiedene Baumpilzarten auf dem Bild links zeigen, wie unterschiedlich die Tramaschicht gefärbt ist. Auch ihre Eigenschaften weichen stark voneinander ab. Manche Baumpilze ergeben ein weiches, biegsames Leder, andere wiederum sind hart und brüchig. Glücklicherweise lassen sich nahezu alle Arten bei der Verarbeitung miteinander vermischen. So kann man zu dunkle Farben aufhellen und/oder zu hartes Leder etwas weicher machen.

Grundsätzlich sollte man Baumpilze nur sammeln, wenn man sie innerhalb von zwei bis drei Tagen verarbeiten kann. Lässt man sie länger liegen, trocknen sie und werden dabei sehr hart.

Pilzleder Workshop 1 – Die ersten Schritte

Pilzleder Workshop 1Seitdem ich getrocknete Baumpilze nur noch mit einer Säge zerteilen konnte, verarbeite ich sie immer gleich nach dem Sammeln. Selbst frische Baumpilze zu schneiden ist nicht ganz einfach. Glücklicherweise habe ich einen alten Brotschneider geschenkt bekommen. Damit schneide ich die Pilze zuerst einmal in Scheiben. Bei frischen und leicht angetrockneten Baumpilzen kann man so die Röhren- bzw. Lamellenschicht sauber abbrechen. Dann wird die obere Kruste abgeschnitten und zurück bleibt die Tramaschicht. Diese wird zuerst in Streifen und dann in Würfel geschnitten.

Die Würfel können auf Zeitungspapier getrocknet, in sauberen Gläsern gelagert und später weiter verarbeitet werden. Man sollte aber darauf achten, dass sie wirklich gut durchgetrocknet sind. Andernfalls fangen sie leicht an zu Schimmeln und dann kann man sie nur noch wegwerfen.

Kochen und Mixen

Pilzleder Workshop 1Oder man kocht sie ca. 30 Minuten in leicht sprudelndem Wasser. Danach müssen sie abkühlen. Anschließend werden sie mit einem Mixer so zerkleinert, dass ein dicker Brei entsteht. In etwa vergleichbar mit Apfelmus. Aus 500g frischen Baumpilzen entstehen so fünf Liter Brei. Beim Schöpfen von Papier wird dieser Brei Pulpe genannt.

Um die Pulpe später zu verwenden, trockne ich sie. Dazu lege ich auf eine Schicht Zeitungspapier einen Streifen Gaze oder auch saugfähigen Stoff. Wird die Pulpe direkt auf die Zeitungen gegeben, löst das Wasser die Druckerschwärze. Dadurch verfärbt sie sich. Es kann auch passieren, dass Papier und Pulpe miteinander verkleben. Durch die Gaze hat man diese Probleme nicht. Die Pulpe muss nun wieder sehr gründlich getrocknet werden, bevor sie zur späteren Verwendung eingelagert werden kann.

Wie aus frischer oder getrockneter Pulpe Pilzleder oder -papier gemacht wird, zeigen wir euch im Pilzleder Workshop 2.
 
 
Bilder: Pilzleder Workshop 1 | © Rewa Kasor
 
 
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